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Reappearance

Klangskulptur aus 4 Lautsprecher-Chassis, PureData-Patch

"They had been waiting for a long time in the dirty mess of a basement, in need of a human body - to finally stop working and start making art.


Never have they been closer to death, never have they been so alive."

Wörtlich ins Deutsche übersetzt bedeutet der Titel Reappearance „Wiederauftauchen“. Die vier Lautsprecher, deren Sicken durch die Alterung des Materials zerbröselt sind, tauchen in mehrfachem Sinn wieder auf bzw. werden in einem neuen Kontext ihrer eigentlichen Funktionen entledigt präsentiert. Visuell sind sie so sichtbar wie sonst nie, da sie sozusagen nackt im Raum stehen und durch Licht in Szene gesetzt sind. Wo sonst ein flexibler Ring, die Membran dicht und trotzdem beweglich mit dem Konus verbindet, klafft hier eine breite Spalte, die den Blick auf das Innere des Lautsprechers freilegt und der Membran Bewegungen ermöglicht, die im Normalfall unerwünscht sind. Die Lautpsrecher-Chassis erzeugen Klänge, die auf der Materialität der Membran selbst beruhen und nicht auf der Wiedergabe von eingespeisten Schallwellen. Beim Abspielen von Schwingungen im nicht als Ton wahrnehmbaren Bereich zwischen 0 und 20Hz erzeugen sie rhythmische Klänge durch das Klacken des herabsinkenden Konus. Wenn ein Lautsprecher das tut, was er soll, ist er häufig in eine Schallwand eingebaut, hinter einem Stoff verborgen, fällt akustisch nicht durch Eigengeräusche auf und sollte möglichst durch baugleiche Modelle zu ersetzen sein. Hier schwebt der Lautsprecher auf gut sichtbarer Höhe, in ungewohnter horizontaler Ausrichtung, an beinahe unsichtbaren Angelschnüren befestigt in der Luft und ist in seiner Individualität nicht durch andere Lautsprecher ersetzbar, ohne den Charakter der Arbeit zu verändern. Beispielsweise ist das erwähnte Klacken bei jedem der vier Chassis verschieden. Sinustöne, die um eine Frequenz von 0,55 Hertz (in etwa das langsamste Tempo, das Menschen noch als rhythmischen Puls wahrnehmen, bei dem also ein direkter Bezug zwischen den aufeinanderfolgenden Schlägen hergestellt werden kann) herum moduliert werden, heben und senken die Membran und schaffen dadurch einen ungewohnten Anblick. Die langsame Bewegung weckt Assoziationen mit Atemzügen oder Herzschlägen. Zusätzlich werden zwei weitere Sinustöne im hörbaren Bereich abgespielt, die in Amplitude und Frequenz ebenfalls ständig leicht moduliert werden, um zu verschleiern, dass der Ton überhaupt den Lautsprechern entspringt. Zwei Lautsprecher spielen die Frequenz 281,6 Hz ab - neun Oktaven über 0,55 Hz (0,55 mal 2 hoch 9) - und die anderen beiden 563,2 Hz, noch einmal eine Oktave darüber. Als Kontrast zur für Lautsprecher ungewohnt visuellen und Aufmerksamkeit auf sich lenkenden langsamen Bewegung der Membranen füllen diese hohen Frequenzen nicht ortbar den Raum. Sie stehen zudem für das Dauerhafte im Gegensatz zu den organischen zyklischen Rhythmen. Die klangliche Komposition wurde als PureData Patch umgesetzt, durch das die sich fortdauernd verschiebenden Rhythmen live erzeugt werden und sich im Laufe der Ausstellung nicht in einem Loop wiederholen.

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